Samstag, 25. Juni 2011

Der wilde Mann von Dursey oder: ....... (Teil II)

Seeigel-John von Firkeel

(kl. Anmerkung: Dieser und der vorige Beitrag gehören zusammen. Dies ist Teil II)


Garinish Bay
Wir kommen von Allihies. Ein wunderbarer Tag und ein traumhafter Weg. Wenn gutes Wetter ist. Und uns lacht die Sonne. Es ist der 26.6.2010.

Zuerst geht´s entlang der Ballydonegan Bay, um bald, nach einem kurzen aber recht steilen Anstieg, den Küstenweg oberhalb der Bucht von Garinish Bay zu erreichen. Dann die Kreuzung, an der wir wir uns entscheiden müssen, welchen Weg wir zum Cable Car nach Dursey einschlagen wollen. Richtig gelesen: Cable Car. Die einzige Seilbahn Irlands ganz am Ende der Beara Halbinsel.

Wir entscheiden uns für den längeren Weg, den über Firkeel. Überqueren die Straße von Castletownbere und folgen der Beara-Weg-Beschilderung auf die kleine asphaltierte Straße, die sich den Berg hochwindet. Herrliche Aussicht über die Bantry Bay hinüber nach Sheep´s Head, der vierten der fünf Halbinseln im Südwesten Irlands.

Richtig beneidenswert die Bewohner der Häuser, die an diesem Hang liegen. Zumindest bei gutem Wetter. Und wenn ihre Häuser gut isoliert sind. Was in Irland längst nicht selbstverständlich ist. Unser Häuschen in Kenmare z.B. ist nicht gerade schnell warm zu bekommen.

Bantry Bay
Am Ende der Asphaltstraße dann ein letztes Haus. Und das ist auf alle Fälle beneidenswert: Fensterfront zum Wasser und wirkt gut isoliert. Der hellgelbe Anstrich wirkt wie Sommerfrische und Ferienfreuden.

Wir überlegen kurz, ob wir wirklich über das Grundstück müssen, um der Beara-Beschilderung folgen zu können. Wir müssen. Und werden freundlich begrüßt von einem Rentner, der im Schatten seines Anbaus auf einer Bank sitzt. Er scheint das zu kennen. Diese - wenigen - Touristen, die sich ab und an hierher verlaufen, um über "seinen" Hausberg mit dem alten Wehrturm auf dem Gipfel den Dursey Sund zu erreichen. Und offensichtlich freut er sich über die Abwechslung. "How are you", "Beautiful weather ....": er lädt uns ein, neben ihm auf der Bank eine kleine Pause zu machen. Eigentlich wollen wir gar nicht, doch so eine herzliche Einladung kann man schlecht ablehnen.

Er erzählt, dass er Rentner sei. Erzählt von seinen Jahren in England, wo er sein Geld verdienen musste. Von seinem Boot auch, dass irgendwo weit unten am Pier liegt. Wir erzählen ein wenig von uns und schwärmen natürlich von Irland. Er steht auf. Bittet uns, ihm doch kurz zu folgen. Und noch im Gehen meint er, ob wir denn nicht zufällig ein Geschenk für Zuhause bräuchten, ein irisches Mitbringsel. Wir stutzen! Mh ....., was soll das denn jetzt werden?

Und schon hat er eine Plane weggeschoben unter der sich drei, vier weiße Plastikwannen befinden. Mit jeder Menge Seeigeln darin. Verschiedene Farbtöne, unterschiedliche Größen. Und so charmant angepriesen. Da wollen wir zwar, können aber letztlich doch nicht widerstehen. 5,- € das Stück. Take two! O.K. Wir geben uns geschlagen. Zwei für 10,- Euro! Vorsichtig eingepackt.

Wir zahlen Cash. Etwas hin und her gerissen zwischen dem Gefühl, ein bisschen über den Tisch gezogen worden zu sein und einem respektvollen Schmunzeln über dieses Verkaufstalent. Und das mit gut 70 Jahren, wie wir schätzen.

Ein Naturtalent an nonchalanter Überredungskunst, dem wir da begegnet sind.

Aber wenigstens wollen wir dann noch ein Foto von ihm. Geschäft auf Gegenseitigkeit. Geben und Nehmen. Denn wir machen eher selten Fotos von Einheimischen. Schon gar nicht ungefragt. Obwohl es uns oft im Auslösefinger juckt, bei den vielen Charakter-Köpfen, denen man in Irland begegnen kann.

Wir bekommen unser Foto. Freiwillig und sichtlich erfreut. Vor allem darüber, so nah neben Margot sitzen zu dürfen. Aber auf einmal ....... Komisch, er wirkt von gerade auf jetzt so, als hätte er es etwas eilig! Seltsam! Abschiedsküsschen und Bye, Bye. Have a nice day.

Na O.K. Wir wollten ja sowieso weiter. Klettern über den Zaun. Über eine der schon so oft erstiegenen Beara-Weg-Treppen, winken ihm noch einmal nach und sehen ......................
........................

erst jetzt den Grund für seine plötzliche Eile: zwei weitere Rucksack-Touristen im Anmarsch!

Das also war´s, was das Zeichen bedeutete, das ihm seine Frau (oder Schwester?) kurz vorher aus dem Küchenfenster machte. Sie hatte die Straße im Blick. Konnte sehen, wenn jemand unten in Firkeel los geht. 15 Minuten später müssten die dann auf alle Fälle über ihr Grundstück, wollten sie dem Beara-Weg folgen.

Wenn das mal kein nettes Geschäftskonzept ist! Jetzt möchten wir eigentlich nur noch wissen, woher die Seeigel kommen. China vielleicht?

Blick hinüber nach Dursey Island
Vielleicht sollten sie mal ins Gespräch kommen: "Seeigel-John" und "der wilde Mann von Dursey"!?

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